Die so genannte Vision Zero ist mehr als nur ein Konzept – sie ist ein globaler Ansatz, der auf der Überzeugung beruht, dass kein Verlust von Menschenleben im Straßenverkehr akzeptabel ist. Sie zielt konkret darauf ab, Verkehrstote und Schwerverletzte langfristig vollständig zu vermeiden. Der Name „Vision Zero“ macht deutlich: Sicherheit im Straßenverkehr hat oberste Priorität und darf nicht als Kompromiss betrachtet werden.
Ursprung der Vision Zero
Die Vision Zero, die übrigens ursprünglich aus dem Bereich der Arbeitssicherheit stammt, wurde erstmals 1997 in Schweden eingeführt. Sie entstand aus der Überlegung, dass es nicht nur um die Vermeidung von Unfällen geht, sondern um ein grundlegendes Umdenken in der Verkehrsplanung und -gestaltung. Kernidee ist, dass Menschen Fehler machen können und werden – das Verkehrssystem sollte jedoch so gestaltet sein, dass diese Fehler nicht zu tödlichen oder schwerwiegenden Folgen führen.
Das Konzept revolutionierte die Verkehrspolitik, indem es die Verantwortung für die Verkehrssicherheit nicht allein den Verkehrsteilnehmenden aufbürdete, sondern auch auf Stadtplaner, Verkehrsingenieure, Fahrzeughersteller und die Politik verlagerte. Schweden konnte mit der Vision Zero beeindruckende Ergebnisse erzielen: Die Zahl der Verkehrstoten wurde seit Einführung des Konzepts erheblich reduziert.
Historische Entwicklung der Vision Zero
Seit ihrer Einführung hat die Vision Zero weltweit Beachtung gefunden und wurde in vielen Ländern als Leitbild übernommen. Länder wie Norwegen, die Niederlande, Großbritannien und Deutschland haben das Konzept in ihre Verkehrspolitik integriert. In den USA haben Großstädte wie New York und Los Angeles Maßnahmen auf Grundlage der Vision Zero umgesetzt, um den Verkehr sicherer zu machen.
Mit der wachsenden Bedeutung von Nachhaltigkeit und lebenswerter Stadtgestaltung hat die Vision Zero zusätzliche Dynamik erhalten. Sie wird heute oft im Zusammenhang mit umweltfreundlichen Mobilitätskonzepten wie Fahrradfreundlichkeit und der Förderung des öffentlichen Nahverkehrs betrachtet.
Welches sind die Ziele der Vision Zero in der Europäischen Union?
Die Europäische Union verfolgt das ehrgeizige Ziel, die Zahl der Verkehrstoten bis 2050 auf „nahe Null“ sowie das mittelfristige Ziel, Todesfälle und schwere Verletzungen bis 2030 um 50 % zu reduzieren. Dies ist Teil der umfassenderen Strategie für eine nachhaltige und sichere Mobilität in Europa.
Um dies zu erreichen, setzt die EU auf folgende Maßnahmen
- Sichere Infrastruktur: Ausbau von sicheren Straßen, Radwegen und Fußgängerbereichen.
- Moderne Fahrzeugtechnologien: Einführung intelligenter Systeme wie Notbremsassistenten, Abbiegeassistenten für Lkw und Fahrerüberwachungssysteme.
- Bildung und Sensibilisierung: Förderung eines sicherheitsbewussten Verhaltens bei allen Verkehrsteilnehmern.
- Vision Zero Action Plan: Umsetzung von 10 Schlüsselmaßnahmen, darunter Tempolimits, strenge Alkoholgrenzwerte und die Förderung aktiver Mobilität.
Was sind die Vision Zero Ziele in Deutschland?
Deutschland hat die Vision Zero ebenfalls als langfristiges Ziel übernommen und engagiert sich für deren Umsetzung. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr verfolgt das Ziel, die Zahl der Verkehrstoten im Straßenverkehr bis 2030 um 40 Prozent zu senken und die Zahl der Schwerverletzten bei Unfällen „erheblich zu reduzieren“. Die Bundesregierung setzt dabei vor allem auf:
- Strengere Verkehrsregeln: Einführung von niedrigeren Tempolimits, insbesondere in Städten und Wohngebieten.
- Verkehrsberuhigte Zonen: Ausbau von Bereichen, in denen Fußgänger und Radfahrer Vorrang haben.
- Technologische Lösungen: Förderung autonomer Fahrzeuge und vernetzter Verkehrssysteme.
- Sensibilisierungskampagnen: Aufklärungskampagnen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit, beispielsweise in Schulen und Unternehmen.
Warum die Vision Zero wichtig ist
Jedes Jahr verlieren weltweit Millionen von Menschen ihr Leben oder werden schwer verletzt, weil Straßenverkehrssysteme zu nachsichtig mit menschlichen Fehlern umgehen. Die Vision Zero stellt die menschliche Sicherheit ins Zentrum der Verkehrsplanung. Sie fordert von uns allen – Politik, Gesellschaft und Wirtschaft – ein Umdenken und eine gemeinsame Verantwortung.
Eine Zukunft ohne Verkehrstote
Die Vision Zero ist nicht nur eine ambitionierte Idee, sondern eine Aufforderung an alle Beteiligten. Sie fordert uns auf, die Verkehrssicherheit radikal neu zu denken und alle technischen, rechtlichen und sozialen Möglichkeiten auszuschöpfen, um das höchste Ziel zu erreichen: Keine Verkehrstoten und Schwerverletzten mehr.
Die EU und Deutschland haben sich dieser Aufgabe verpflichtet, und durch innovative Technologien, bessere Infrastruktur und umfassende Bildungsmaßnahmen kommen wir diesem Ziel Schritt für Schritt näher. Zusammen können wir eine Zukunft gestalten, in der der Straßenverkehr sicher für alle ist.